Morbus Crohn &
Colitis ulcerosa
KrankheitsbilderMorbus Crohn & Colitis ulcerosa
Frühzeitig behandeln – Lebensqualität sichern
Anhaltende Entzündung des Darms
Bei Morbus Crohn kann es in allen Bereichen des Verdauungstrakts, vom Mund bis zum After, zu entzündlichen Veränderungen kommen. In den meisten Fällen ist jedoch der Darmbereich betroffen. Die Entzündung zeigt sich punktuell, krankhaft veränderte und gesunde Bereiche wechseln sich ab. An den Entzündungsherden sind sämtliche Schichten des Darms befallen. Es kann zu Komplikationen wie Eitereinschlüssen (Abszessen) oder entzündlichen Gängen, die sich bis in das benachbarte Gewebe graben (Fisteln), kommen. Bei Colitis ulcerosa ist die Entzündung ausschließlich auf den Dickdarm begrenzt. Charakteristisch ist hierbei eine kontinuierliche Entzündung, die sich ausgehend vom Enddarm unterschiedlich weit im Dickdarm ausbreitet. Vom entzündlichen Prozess ist nur die Darmschleimhaut, also die innerste Darmwandschicht, betroffen. Im Verlauf der Colitis ulcerosa kommt es zu einem ansteigenden Darmkrebsrisiko. Neben der Entzündung des Darms können CED mit einer Reihe von Begleiterkrankungen einhergehen, die auch andere Organe des Körpers betreffen, z. B. Augen, Haut oder Gelenke.
Der Aufstand gegen die „zivilisierten“ Verhältnisse
Der Darm ist die „Zentrale des Immunsystems“, denn er beherbergt rund drei Viertel der menschlichen Abwehrzellen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es chronisch entzündliche Darmerkrankungen so gut wie gar nicht. Die fein austarierten Schutzmechanismen des menschlichen Organismus haben den Verdauungstrakt des Menschen über Jahrhunderte stets zuverlässig gegen alle Angriffe gewappnet. Das hat sich plötzlich geändert – verknüpft mit der Verbreitung des Lebensstils in den westlichen Wohlstandsgesellschaften. Er ist geprägt von einem verstärkten Konsum industriell gefertigter Lebensmittel, zunehmender Belastung durch Umweltgifte, vermehrtem Stress und mangelnder Bewegung.
Die genetische Veranlagung
Hinsichtlich der Ursachen von CED spielen auch die Erbanlagen eine wichtige Rolle. Ein Meilenstein in der Entzündungsforschung ist die Identifizierung von Krankheitsgenen für die chronische Entzündung des Darms durch Prof. Dr. Stefan Schreiber, Vorsitzeder des Stiftungsrats sowie Sprecher des Exzellenzcluster "PMI - Precision Medicine in Chronic Inflammation".
Aber die erbliche Veranlagung allein erklärt die dramatische Entzündung des Darms noch nicht. Für das komplexe Phänomen scheint das Zusammenwirken von Umwelt und Genetik gemeinsam verantwortlich zu sein.
Wenn das Immunsystem aus dem Gleichgewicht gerät
Die Darmschleimhaut hat eigentlich eine wichtige Schutzfunktion: Sie sorgt dafür, dass Bakterien und Keime nicht vom Darminneren in den Blutkreislauf gelangen. Bei Menschen mit CED ist diese Funktion geschwächt, es liegt eine sogenannte Barrierestörung vor. Kommen zu dieser gestörten Durchlässigkeit der Schleimhautbarriere weitere Faktoren hinzu, z. B. falsche Ernährung, Bewegungsmangel, Umweltgifte oder Stress, „kippt der Darm um wie ein Klärwerk und mobilisiert sämtliche Kräfte der Immunabwehr“, so Stiftungsrat Prof. Dr. Stefan Schreiber. Das Ergebnis ist eine anhaltende Entzündung, die ohne Therapie nicht wieder abklingen kann.
Wichtige neue Erkenntnisse aus der Entzündungsforschung sowie die Entwicklung moderner wirksamer Therapieoptionen haben in den letzten Jahren zu wesentlichen Fortschritten im Verständnis und der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen geführt. Doch längst sind nicht alle Fragen zu den Ursachen und Krankheitsmechanismen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa beantwortet. Weitere Forschungen sind dringend notwendig und tragen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit CED langfristig zu verbessern.
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